Wehret den Anfängen

Die inzwi­schen sechste Ver­samm­lung der rech­ten Grup­pie­rung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ fand am Sonn­tag, den 01.11.2015 in Frank­furt (Oder) statt. Nach den sin­ken­den Teilnehmer*innenzahlen der letz­ten Ver­an­stal­tun­gen konnte die neo­na­zis­ti­sche Grup­pie­rung etwa 100 Neo­na­zis und soge­nannte „Wutbürger*innen“ aus Frank­furt (Oder) und andern­orts um sich scha­ren.
Der von der Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“ orga­ni­sierte Auf­marsch wurde, die­ses Mal noch mehr als in der Ver­gan­gen­heit, von aus­wär­ti­gen Neo­na­zis unter­stützt. So kamen Dele­ga­tio­nen diver­ser rech­ter Par­teien wie der „NPD“, dem „III.Weg“ und der Par­tei „Die Rechte“ zur Unter­stüt­zung. Abge­schirmt von der Poli­zei konn­ten sie ihre Demons­tra­tion vom Sta­dion bis zum Bahn­hof durch­füh­ren. Mit den immer glei­chen stumpf­sin­ni­gen Paro­len und Rede­bei­trä­gen schie­nen sich die Neo­na­zis die­ses Mal selbst gelang­weilt zu haben. Ein gro­ßer Teil der Teilnehmer*innen ver­ließ die Zwi­schen­kund­ge­bung im Zen­trum. Die Inhalte waren dann wohl doch zu ermüdend.
Im Vor­feld hatte das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ erneut zu Blo­cka­den auf der Route des Neo­na­zi­auf­mar­sches auf­ge­ru­fen. Diese waren aus meh­re­ren Grün­den kaum umsetz­bar. Zu einen lag dies an der gerin­gen Teilnehmer*innenzahl von 200 Per­so­nen. Das Prin­zip der Blo­ckade kann nur dann erfolg­reich sein, wenn die Anzahl derer, die den Auf­marsch ver­hin­dern wol­len, so hoch ist, dass eine Räu­mung einer Blo­ckade unver­hält­nis­mä­ßig wäre. Es braucht also mehr Bürger*innen, die sich den Rassist*innen in den Weg stellen.

In der Karl-Marx-Straße auf Höhe des Oder­turms ver­sperr­ten aller­dings weit über 100 Antifaschist*innen erfolg­reich den Weg zur geplan­ten Geflüch­te­ten­un­ter­kunft am Karl-Ritter-Platz. An der Franz-Mehring-Straße konnte eine 30-köpfige Blo­ckade zeit­wei­lig auf­recht­er­hal­ten wer­den. Das aggres­sive Auf­tre­ten eini­ger Poli­zei­be­am­ter tat sein Übri­ges um Blo­cka­den unmög­lich zu machen.

„Trotz der nun­mehr sechs­ten neo­na­zis­ti­schen Ver­samm­lung in die­sem Jahr müs­sen wir zahl­reich auf die Straße gehen. Um Dresd­ner oder Cott­bu­ser Zustände vor­zu­beu­gen, braucht es eine demo­kra­ti­sche Zivil­ge­sell­schaft, die den Nazis keine Räume für ihre Hetze gibt. Schon an die­sem Wochen­ende fin­det ein erneu­ter neo­na­zis­ti­scher Auf­marsch in Brieskow-Finkenheerd statt. Auch mit wei­te­ren Auf­mär­schen in Frank­furt (Oder) ist zu rech­nen. Die­sen rech­ten Umtrie­ben müs­sen wir uns zahl­reich und enga­giert in den Weg stel­len“ so Janek Las­sau, Spre­cher des Bündnisses.

Bun­des­weit bren­nen Unter­künfte von Asylbewerber*innen, gibt es gewalt­tä­tige Überg­riffe auf Geflüch­tete und all­täg­li­cher Ras­sis­mus trägt zu einer wei­te­ren Trau­ma­ti­sie­rung der Geflüch­te­ten bei. Seit Anfang der
1990er Jahre gab es nicht mehr einen so hohen Grad an rech­ten Demons­tra­tio­nen und mili­tan­ten rech­ten Aktio­nen. „Wir müs­sen uns gegen die Nor­ma­li­sie­rung von Ras­sis­mus stark machen. Einen Rück­fall in
Zustände der 1990er Jahre gilt es mit­tels anti­fa­schis­ti­schen Enga­ge­ments zu ver­hin­dern.“ so Lassau.