Vielfältiger Protest und Blockaden gegen rassistischen Aufmarsch in Frankfurt (Oder)

800 Bürger*innen setz­ten am Sams­tag, den 17.1.2015 ein Zei­chen gegen den ras­sis­ti­schen Auf­marsch „Stopp dem Asyl­miss­brauch“ der Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“. Die Teilnehmer*innen soli­da­ri­sier­ten sich
mit Geflüch­te­ten und woll­ten eine Will­kom­mens­kul­tur in Frank­furt (Oder) stark machen. Nach der zen­tra­len Kund­ge­bung auf dem ehe­ma­li­gen Horten-Vorplatz in der Frank­fur­ter Innen­stadt, bei dem Geflüch­tete sowie
Vertreter*innen aus Poli­tik und Zivil­ge­sell­schaft für eine offene Gesell­schaft ohne Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung war­ben, wurde ab der Mit­tags­zeit die Route des ras­sis­ti­schen Auf­mar­sches durch fried­li­che
Mas­sen­blo­cka­den besetzt und hin­derte die Rassist*innen daran, auf ihrer geplan­ten Route und in der Innen­stadt zu marschieren.

Der Bahn­hof konnte anfangs erfolg­reich von Demokrat*innen umstellt wer­den, bevor eine fried­li­che Blo­ckade im Bahn­hof­stun­nel von der Poli­zei geräumt wurde, um den Rassist*innen den Weg frei nach Alt­be­resin­chen zu
machen. Das Ziel, die Rassist*innen kei­nen Meter lau­fen zu las­sen, konnte damit nicht erfüllt werden.

„Wir wer­ten unsere Aktion heute aber den­noch als Erfolg, weil wir ver­hin­dern konn­ten, dass die Rassist*innen ihre ursprüng­li­che Route bege­hen und in die Innen­stadt gelan­gen konn­ten. Gemein­sam mit hun­der­ten ent­schlos­se­nen Demokrat*innen aus Frank­furt (Oder) und andern­orts haben ihnen die­sen Weg blo­ckiert. Wir bedan­ken uns bei dem Enga­ge­ment und der regen Teil­nahme an den viel­fäl­ti­gen Pro­test­for­men. Die Rassist*innen waren gezwun­gen, abseits der Innen­stadt ihre Men­schen­ver­ach­tung auf die Straße zu tra­gen.“, so Janek Las­sau, Pres­se­spre­cher des Bünd­nis­ses. Die flücht­lings­feind­li­che Stim­mungs­ma­che fand damit wenig Gehör.

Zu dem neo­na­zis­ti­schen Auf­marsch mit circa 150 Teilnehmer*innen waren neben stadt­be­kann­ten Neo­na­zis, Anhänger*innen der NPD, wie Alex­an­der Bode, wel­cher an der Tötung eines Asyl­su­chen­den bei der sog. „Hetz­jagd von Guben“ 1999 betei­ligt war, und sogar Nazis aus dem Dunst­kreis des rechts­ter­ro­ris­ti­schen NSU, wie Maik Emin­ger, Zwil­lings­bru­der und enger Kame­rad eines Ange­klag­ten im NSU-Prozess, auch dut­zende Bürger*innen erschie­nen, die sich nicht ein­deu­tig der extre­men Rech­ten zuord­nen las­sen. Hier zeigt sich die gesell­schaft­li­che Gefahr, die von Pegida, AfD und HoGeSa der­zeit aus­geht. Sie moti­vie­ren einer­seits den rech­ten Rand, ihre unver­hüllte Men­schen­ver­ach­tung wie­der ver­stärkt in die Öffent­lich­keit zu tra­gen und bil­den ande­rer­seits ein neues Sam­mel­be­cken für den ver­steck­ten Ras­sis­mus aus der ver­meint­li­chen Mitte der
Gesell­schaft. Neo­na­zis und ras­sis­ti­sche Bürger*innen ver­such­ten auch hier in Frank­furt (Oder), den Schul­ter­schluss der „Ängste und Sor­gen“ vor Geflüch­te­ten mit einem „Deutsch­land den Deut­schen“ und der
Ver­herr­li­chung des Natio­nal­so­zia­lis­mus zu voll­zie­hen. Die­sem Vor­ha­ben hat die demo­kra­ti­sche Zivil­ge­sell­schaft ihre Ableh­nung spü­ren las­sen und die Rassist*innen am 17.01.2015 weit­ge­hend isoliert.

Einen noch erfolg­rei­che­ren Aus­gang des Tages ver­hin­derte die Poli­zei. Die fried­li­chen Blo­cka­den wur­den teil­weise mit unver­hält­nis­mä­ßi­ger Härte auf­ge­löst und es gab gewalt­sa­mes Vor­ge­hen gegen Demonstrant*innen,
wel­che auch Ver­let­zun­gen von sich tru­gen. So wur­den Men­schen, die ihre Sitz­blo­ckade frei­wil­lig auf­ge­ben woll­ten, von Polizist*innen bru­tal zurück auf den Stra­ßen­bo­den gesto­ßen; eine Poli­zei­ein­heit prü­gelte mit
Schlag­stö­cken auf fried­lich Pro­tes­tie­rende ein. Bei einem Über­griff auf den Laut­spre­cher­wa­gen des Bünd­nis­ses ver­letz­ten Polizist*innen meh­rere Men­schen. Dabei kam es auch zu poli­zei­li­cher Gewalt gegen­über einem Mit­glied des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­teams, das in Kon­flik­ten ver­mit­telt und dees­ka­liert. Meh­rere Demonstrant*innen prü­fen dar­auf­hin eine Anzeige gegen ein­zelne Beamt*innen.

Der Spre­cher des Bünd­nis­ses kom­men­tiert wei­ter: „Trotz der Repres­sion durch die Poli­zei konn­ten wir an die erfolg­rei­chen Pro­teste aus dem Jahr 2012 anknüp­fen. Wie­der ein­mal haben Frankfurter*innen und auch
ange­reiste Unterstützer*innen Hand in Hand gezeigt, dass Frank­furt (Oder) kein Ort für Ras­sis­mus und Men­schen­ver­ach­tung ist. Fried­li­che Mas­sen­blo­cka­den sind dabei das Mit­tel der Wahl für hun­derte Men­schen
hier in Frank­furt (Oder), die sich für eine offene und gerechte Gesell­schaft sowie Soli­da­ri­tät mit Geflüch­te­ten ein­set­zen wol­len und den Rassist*innen die Stadt nicht über­las­sen haben“. Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ bedankt sich bei allen Unterstützer*innen und Mit­blo­ckie­ren­den. „Das Zei­chen, das wir am Sams­tag gesetzt haben, ist unver­kenn­bar. Weg­schauen hat keine gute Tra­di­tion in Deutsch­land – das zeigt die Geschichte. Unser Motto ist und bleibt: Weh­ret den Anfän­gen!“, so Janek Las­sau. Wei­ter sagt Las­sau: „Die Organisator*innen des ras­sis­ti­schen Auf­mar­sches haben bereits ange­kün­digt, dem­nächst erneut mar­schie­ren zu wol­len, dem gilt es sich erneut in den Weg zu stel­len. Für eine erfolg­rei­che Blo­ckade ist die zahl­rei­che Teil­nahme aller Demokrat*innen gefragt. Nur gemein­sam kön­nen
wir sol­che Auf­mär­sche ver­hin­dern. Wir hof­fen dem­ent­spre­chend, bei den nächs­ten Pro­tes­ten noch mehr zu sein.“

Frank­furt (Oder), den 21.01.2015